Martill, Frey, Tischlinger, Mäuser, Rivera-Sylva, Vidovic, 2023
Klassifizierung: Ctenochasmatidae
Ernährung: piscivor
Bedeutung des Namen: Walkiefer
Das Fossil des Balaenognathus wurde im Herbst 2011 in einem Steinbruch im bayerischen Oberfranken von einem deutsch-englisches Forscherteam entdeckt. Der Fundort war vor rund 154 Millionen Jahren währed der Jurazeit eine flache Lagunenlandschaft.
Diese Flugechse gehörte zur Gruppe der Ctenochasmatidae. Diese Flugechsen besaßen einen zahnbewehrten, leicht nach oben gebogenen und an der Spitze abgerundeten Schnabel. Die Zähne standen nach aussen und waren so dicht aneinander gewachsen, dass sie eine Art Reuse bildeten. Forscher vermuten daher, dass diese Flugechsen mit ihrem Schnabel im Flug kleine Fische und wirbellose Tiere aus dem Wasser fingen. Entdeckt wurde das Fossil in einem Plattenkalken-Steinbruch in der Nähe von Wattendorf in Bayern.
Die nahezu perfekte Artikulation des Skeletts von Balaenognathus legt nahe, dass sich der Kadaver in einem sehr frühen Stadium des Verfalls befunden haben muss, wobei alle Gelenke einschließlich ihrer Bänder noch lebensfähig waren. Die Unordnung der Rippen und insbesondere der Bauchrippen deutet darauf hin, dass der Körper auf dem Wasser durch Zerfallsgase aufgebläht wurde. Wahrscheinlich hat der Bruch der Körperwand die Gase zumindest teilweise freigesetzt, wodurch der Kadaver gesunken ist. Beim Verlust des inneren Gasdrucks drehte sich die Sternumplatte leicht nach rechts um ihre Artikulation mit den Coracoiden, aber die Exartikulation der präpubischen Knochen vom Becken und die verstreuten Gastralien deuten auf einen Riss im Bauchbereich hin. Es gibt keine Hinweise auf Raub oder Aasfresser.
Das Gebiss von Balaenognathus mit seinen 480 ineinandergreifenden, sehr schlanken Zähnen weist stark auf eine Filtrierung hin. Die Anordnung der Zähne am Ende der Kiefer und der Häkchen an den Zahnkronen deutet auf einen einzigartigen Filterfütterungsapparat hin, der innerhalb der Pterosauria bisher unbekannt war. Die Zähne des spatelförmigen Teils der Kiefer bilden keine endständige Rosette, sondern sind kurz mit einer nahezu vertikalen Krone, die eine trichterartige Struktur bildet. Der Rand des rostralen Spatels ist zahnlos, und selbst bei vollständig geschlossenen Schnabel gab es eine Öffnung, durch die nährstoffreiches Wasser in die Mundhöhle fließen konnte. Bei Balaenognathus war eine Verzahnung der Zähne über etwa die halbe Zahnlänge hinaus wegen der Noppen und Häkchen an den Spitzen der Zahnkronen blockiert. Solche Strukturen fehlen bei allen anderen filterfressenden Flugsauriern wie Ctenochasma, Gnathosaurus und Pterodaustro. Es wird vermutet, dass Balaenognathus damit winzige Krabben fangen konnte. Einzigartig bei Balaenognathus ist das permanente Aufklaffen des vorderen Drittels des Rostrums, da der Oberkiefer stärker gekrümmt ist als der Unterkiefer
Spannweite: 1,2 m
Gewicht: 1,5 kg
Holotyp: NKMB P2011-633
Fundort: Torleite Formation, Wattendorf, Steinbruch der Andreas Schorr GmbH & Co. KG, Bayern, Deutschland

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Weitere Informationen
A new pterodactyloid pterosaur with a unique filter-feeding apparatus from the Late Jurassic of Germany/ David M. Martill, Eberhard Frey, Helmut Tischlinger, Matthias Mäuser, Héctor E. Rivera-Sylva, Steven U. Vidovic, 2023 / Paläontologische Zeitschrift (2023). https://doi.org/10.1007/s12542-022-00644-4 /
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