Wang, O’Connor, Xu, Zhou, 2019
Klassifizierung: Scansoriopterygidae
Fortbewegung: biped
Ernährung: omnivor
Bedeutung des Namen: beide Flügel
Vor ungefähr 160 Millionen Jahren begannen wärend des Jura gefiederte Dinosaurier sich in die Luft zu erheben. Klauenarme, die sich entwickelt hatten, um zu greifen und zu fangen, nahmen eine neue aerodynamische Rolle ein. Mit federüberzogene Gliedmaßen begannen die ersten Vogeldinosaurier zu flattern, um schließlich die Schwerkraft zu überwinden und von der Erdoberfläche abzuheben. Aber nicht alle flauschigen Dinosaurier erhoben sich auf die gleiche Weise in die Luft. Die Entdeckung des Ambopteryx in China zeigt ein weiteres Mitglied einer rätselhaften Familie von Dinosauriern mit fledermausartigen Flügeln.
Im Jahr 2017 erwarb das Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking das Skelett eines kleinen Theropoden. Es wurde von einem Bauern in der Nähe des Dorfes Wubaiding im Unterbezirk Reshuitang in der Nähe der Stadt Lingyuan in der Provinz Liaoning ausgegraben. Auf den ersten Blick sah das Fossil wie ein Vogel. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass das Tier einen zusätzlichen Knochen im Flügel hatte, um eine Flughaut zu stützen. Eine solche Struktur war zuerst von dem Dinosaurier Yi qi bekannt. Dieser Dinosaurier wurde im Jahr 2015 vom Paläontologen Xing Xu und seinen Kollegen beschrieben. Während der kleine Dinosaurier eine Flaumschicht aufwies, bestanden seine Flügel hauptsächlich aus einer Membran, die zwischen den Fingern und dem Körper gespannt war. Diese Flügel ähnelten eher denen der Fledermäuse, die sich aber erst 100 Millionen Jahre später entwickelten, oder den ledrigen Flügeln der Pterosaurier.Die Entdeckung einer zweiten Art mit der gleichen Anpassung war daher von großer Bedeutung.
Ambopteryx ist durch ein gut erhaltenes Skelett bekannt, das von einem versteinerten Flaum umgeben. Auch der Darminhalt befindet sich noch in der Körperhöhle. Es ähnelte Yi qi sehr. Beide sind nahe Verwandte innerhalb einer Gruppe kleiner Dinosaurier namens Scansoriopterygidae. Ambopteryx unterscheidet sich von seinem Verwandten. Das Vorderbein war länger als das Hinterbein und die Wirbel am Ende des Schwanzes waren verwachsenen. An Kopf, Hals und Schultern befanden sich dichte, längliche Federn. Die Federn am Hals waren lang und parallel zueinander nach hinten geneigt. Sehr lange Federn verliefen parallel zum linken Oberarmknochen. Paläontologen wissen jedoch nicht genau, was dieser kleine Dinosaurier mit seinen Flügeln tat. Ambopteryx und Yi waren mit vermutlich in der Lage zu flattern oder könnten Gleitflieger gewesen sein.
Das Ambopteryx-Skelett ist das bisher am besten erhaltene Fossil seiner Familie und bietet einen genaueren Einblick in die Scansoriopterygidae. Im Muskelmagen von Ambopteryx befinden sich winzige Kieselsteine zum zerkleinern von Nahrung. Zusammen mit der Anatomie der Zähne deutet es darauf hin, dass Ambopteryx und seine Verwandten wahrscheinlich Allesfresser waren.
Im Jahr 2020 veröffentlichten T. Alexander Dececchi und seine Kollegen eine wissenschaftliche Abhandlung, in der sie die Flugeigenschaften des Yi und des Ambopteryx untersuchten. Sie erstellten Laserscans der Fossilien, welche eine Rekonstruktion der Anatomie wie Flügelspannweite, Gewichtsverteilungen und Muskelplatzierung ermöglichten. Die so gewonnenen Daten verwendeten die Forscher in aerodynamischen Computermodellen und gewannen so neue Erkenntnisse um die Flugeigenschaft desYi und des Ambopteryx. Beide Tiere waren nicht in der Lage, vom Boden aus zu starten. Sie waren nicht zum aktiven Flug fähig und konnten nicht mit den Flügeln schlagen. Vermutlich glitten sie recht unbeholfen von Bäumen, die sie zuvor emporgeklettert waren. Das einfache Flugsystem der Scansoriopterygidae war daher eine evolutionäre Sackgasse.
Höhe: 11 cm
Länge: 32 cm
Gewicht: 300 g
Holotyp: IVPP V24192
Fundort: Haifanggou Formation, Lingyuan, Provinz Liaoning, China

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Weitere Informationen
A new Jurassic scansoriopterygid and the loss of membranous wings in theropod dinosaurs/ Min Wang, Jingmai K. O’Connor, Xing Xu, Zhonghe Zhou, 2019 / Nature, Volume 569, pages 256–259 (2019)
Aerodynamics Show Membrane-Winged Theropods Were a Poor Gliding Dead-end / T. Alexander Dececchi, Arindam Roy, Michael Pittman, Thomas G. Kaye, Xing Xu, Michael B. Habib, Hans C. E. Larsson, Xiaoli Wang, Xiaoting Zheng, 2020 / iScience, https://doi.org/10.1016/j.isci.2020.101574 /
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