Cau, Beyrand, Voeten, Fernandez, Tafforeau, Stein, Barsbold, Tsogtbaatar, Currie, Godefroit, 2017
Klassifizierung: Halszkaraptorinae
Fortbewegung: biped
Ernährung: karnivor / omnivor
Bedeutung des Namen: Halszkas Räuber
Obwohl Halszkaraptor escuilliei kein Vogel war, ähnelte er doch einem rezenten Schwan. Er war ein recht seltsamer Vertreter in der Dinosaurierwelt der Kreidezeit vor etwa 71-75 Millionen Jahren. Er ging auf zwei Beinen und besaß ähnlich wie die heutigen Kurzschwanzvögel (z.B. Enten) flossenartige Vorderbeine, die er vermutlich verwendete, um im Wasser zu manövrieren, ähnlich wie die Pinguine und andere Wasservögel. Sein langer Hals half ihm bei der Nahrungssuche und der Jagd. Die ungewöhnliche Mischung von Merkmalen machte es schwierig, Halszkaraptor in traditionelle Klassifikationen einzuordnen.
Um sicherzustellen, dass dieses bizarre und unerwartete Fossil tatsächlich echt ist, wurde es mithilfe von Synchrotron-Mikrotomografie in 3D visualisiert und rekonstruiert. So konnte sichergestellt werden, dass der Fund kein zusammengestztes Fossil aus Teilen verschiedener Dinosaurier war. Das Synchrotron war in der Lage, auch jene Teile des Skeletts bis ins kleinste Detail zu zeigen, die noch tief im Gestein verborgen waren. So konnten die Forscher zahlreiche in seiner Entenschnabelschnauze erhaltene Zähne sichtbar machen.
Auch entdeckten die Wissenschaftler in der Schnauze dieses kleinen Dinosauriers ein Netz aus Nerven und Blutgefäßen, das in hohem Maße dem moderner Krokodilen ähnelt. Dieser Aspekt legt nahe, dass Halszkaraptor ein Wasserraubtier war. Obwohl der neue Dinosaurier in vielerlei Hinsicht einzigartig ist, besitzt er dennoch bestimmte Merkmale in Teilen des Skeletts, einschließlich der zwei sichelförmigen Krallen an seinen Füßen, die er mit bekannten Dinosauriern wie zum Beispiel Velociraptor teilte.
Die Details zur Herkunft des Fossils bleiben lückenhaft, da das Exemplar sich jahrelang in Privatsammlungen befand, nachdem es illegal aus der Mongolei geschafft worden war. Es gelangte in die Hände von Wissenschaftlern und wurde dank seines letzten Besitzers und Fossilienhändlers François Escuillié in seine Heimat zurückgeführt. Es wird vermutet, dass das Fossil in der Wüste Gobi in einem Gebiet der südlichen Mongolei namens Ukhaa Tolgod ausgegraben wurde, das einst mit Flüssen und kleinen Seen durchsetzt war.
Im Jahr 2019 kam der Forscher Chase D. Brownstein nach einer Neubetrachtung des Fossils zu einem vollkommen anderen Ergebnis als Cau und seine Kollegen. Die Paddelform des Vorderbeins wäre von den ursprünglichen Beschreibern stark übertrieben worden. Die Knochen waren nicht stärker abgeflacht als bei anderen Dromaeosauriern. Außerdem waren sie hohl. Das leichte Skelett, welches sich stark von am Meer lebenden Tieren unterscheidet, hätte Halszkaraptor das Tauchen erschwert. Laut Brownstein war die Hand definitiv nicht wie ein Paddel geformt. Der dritte Finger ragt zwar extrem heraus, jedoch so weit, dass ein hydrodynamisches Profil gebrochen wird. Weitere Anpassungen an eine mögliche Paddelform fehlen gänzlich. Der Schwanz war nicht kürzer als bei vielen anderen basalen Dromaeosauriern. Laut Brownstein war Halszkaraptor höchstwahrscheinlich ein Pflanzenfresser.
Höhe: 25 cm
Länge: 70 cm
Gewicht: 1,5 kg
Holotyp: MPC D-102/109
Fundort: Ukhaa Tolgod, Mongolei

© Dinodata.de

© Chase D. Brownstein

© Robinson Kunz
Weitere Informationen
The body plan of Halszkaraptor escuilliei (Dinosauria, Theropoda) is not a transitional form along the evolution of dromaeosaurid hypercarnivory / Andrea Cau, 2020 / PeerJ 8:e8672 https://doi.org/10.7717/peerj.8672 /
PDF
Halszkaraptor escuilliei and the evolution of the paravian bauplan / Chase D. Brownstein, 2019 / Scientific Reports 9, Nr. 16455. doi.org/10.1038/s41598-019-52867-2
PDF
Synchrotron scanning reveals amphibious ecomorphology in a new clade of bird-like dinosaurs/
Andrea Cau, Vincent Beyrand, Dennis F. A. E. Voeten, Vincent Fernandez, Paul Tafforeau, Koen Stein, Rinchen Barsbold, Khishigjav Tsogtbaatar, Philip J. Currie, Pascal Godefroit, 2017 / Nature 552, 395–399 / doi:10.1038/nature24679
Unusual pectoral apparatus in a predatory dinosaur resolves avian wishbone homology / Andrea Cau, Vincent Beyrand, Rinchen Barsbold, Khishigjav Tsogtbaatar, Pascal Godefroit, 2021 / Scientific Reports, Volume 11, Article number: 14722
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Bildlizenzen
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