Janensch, 1914; Paul, 1988
Klassifizierung: Brachiosauridae
Fortbewegung: quadruped
Ernährung: herbivor
Bedeutung des Namen: Titanengiraffe
Giraffatitan brancai, ein brachiosaurider Dinosaurier aus dem Tendaguru Becken in Tansania, wurde ursprünglich vom deutschen Paläontologen Werner Janensch als eine Spezies des Brachiosaurus beschrieben. Eine neue Untersuchung im Jahr 1988 durch Gregory S. Paul ergab jedoch, dass die Unterschiede zwischen der Typusart des Brachiosaurus und dem Tendaguru-Material ausreichend und bedeutend genug waren, um den afrikanischen Fund als eine separate Gattung, Giraffatitan, zu platzieren. Giraffatitan war wie Brachiosaurus eines der größten Landtiere überhaupt.
Wie alle Sauropoden war Giraffatitan ein vierbeiniges Tier mit einem kleinen Schädel, einem langen, giraffenähnlichen Hals, einem großen, massigen Körper, einem langen muskulösen Schwanz und schlanken, säulenförmigen Gliedmaßen. Der Schädel besaß eine breite robuste Schnauze und dicke Kieferknochen mit löffelförmigen Zähnen. Wie Brachiosaurus besaß auch Giraffatitan einen Knochenbogen über der Schnauze und vor den Augen, der die Nasenöffnung umwölbt. Im Hals und im Rumpf befanden sich große Luftsäcke, die das Lungensystem unterstützten. Ungewöhnlich für einen Sauropoden waren die langen Vorderbeine, die länger waren als die Hinterbeine.
Giraffatitan bewegte sich am Rande der großen Nadelwälder und den Hainen von Cycaden, Farnen und Ginkgos. Mit seinem breiten Maul weidete er die Baumkronen ab, die für andere Dinosaurierarten nicht zu erreichen waren. Das Herz des Giraffatitan wog vermutlich etwa 200 kg. Dieser mächtige Pflanzenfresser des Jura erhielt seinen Namen aufgrund der Ähnlichkeit seines langen Halses und seiner Körperstruktur mit den heute lebenden Giraffen. Giraffatitan besaß große Nasenlöcher auf der Oberseite des Schädels, was vermuten lässt, dass er einen sehr leistungsfähigen Geruchssinn besaß. Das Skelett des Giraffatitan ist im Berliner Museum für Naturkunde ausgestellt, es ist das weltweit höchste eines Sauropoden.
Im Jahr 2020 wurde von Verónica Díez Díaz und ihren Kollegen eine detaillierte, digitale dreidimensionalen Rekonstruktion des Schwanzes erstellt. Auf der Grundlage dieses Modells waren die Forscher in der Lage, das wahrscheinliche Gewicht und Volumen jedes Muskels genau zu berechnen. Es ergab sich ein, natürlich hypothetisches, Gewicht des kompletten Schwanz von etwa 2,5 Tonnen. Vermutlich war dieses Gewicht in der vorderen Hälfte des Schwanzes, in der die kräftige Muskulatur auch die Hinterbeine mit antrieb.
Der Fundort, die Tendaguru-Schichten in Tansania, umfassten drei Teilbereiche eines randlich marinen Sedimentationsraumes, die wie folgt gekennzeichnet werden kann:
1. Lagunen-artige, marine Flachwasserbereiche, die oberhalb der Schönwetter-Wellenbasis lagen und unter deutlichem Einfluß von Gezeiten und Stürmen standen. Sie waren vom offenen Meer durch Barrieren, wie Ooidbarren und siliziklastischen Sandbarrenkomplexen, getrennt und wiesen einen leicht schwankenden Salzgehalt auf.
2. Ausgedehnte Wattgebiete und flache Küstenebenen. Dort befanden sich niedrig-energetische, brackische Strandseen und Teiche sowie Tümpel und kleinere Flußrinnen, in denen die großen Dinosaurier eingebettet wurden. Da diese Lebensräume bestenfalls dürftig bewachsen waren, müssen die Nahrungsquellen und der eigentliche Lebensraum der riesigen Sauropoden anderswo gelegen haben. Vermutlich wurden die Wattgebiete und Flachküsten von Dinosauriern vorrangig in den Trockenzeiten aufgesucht.
3. Bewachsenes Hinterland. Die Vegetation dieses Lebensraumes kann nur indirekt aus Pflanzenresten erschlossen werden, die in die anderen Ablagerungsraume transportiert wurden. Die Vegetation wurde von einer diversen Koniferenflora dominiert, die zumindest teilweise die Nahrungsgrundlage der großen, herbivoren Sauropoden bildete. Sedimentologische und paläontologische Indikatoren sprechen für ein subtropisches bis tropisches Klima wahrend der späten Jurazeit mit einem jahreszeitlichen Wechsel von Regenfällen und ausgeprägten Trockenzeiten. In der frühen Kreidezeit deutet sich ein Wechsel zu starker humiden Bedingungen an.
Höhe: 9 m
Länge: 23 m
Gewicht: 30 to
Holotyp: MB.R.2180
Fundort: Tendaguru Formation, Lindi, Tansania
Weitere Informationen
A Re-Evaluation of Brachiosaurus altithorax Riggs 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and Its Generic Separation from Giraffatitan brancai (Janensch 1914)/ Michael P. Taylor, 2009 / Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 29, Nr. 3, 2009, doi:10.1671/039.029.0309
Caudal Pneumaticity and Pneumatic Hiatuses in the Sauropod Dinosaurs Giraffatitan and Apatosaurus/ Mathew J. Wedel, Michael P. Taylor, 2013 / PLoS ONE 8(10): e78213. doi:10.1371/journal.pone.0078213 /PDF
The brachiosaur giants of the Morrison and Tendaguru with a description of a new subgenus, Giraffatitan, and a comparison of the world's largest dinosaurs/ Gregory S. Paul, 1988 / Hunteria, Vol. 2, Nr. 3, pp. 1–14
The Effect of Intervertebral Cartilage on Neutral Posture and Range of Motion in the Necks of Sauropod Dinosaurs / Michael P. Taylor, Mathew J. Wedel, 2013 / PLoS ONE 8(10): e78214. doi:10.1371/journal.pone.0078214 /PDF
The Tail of the Late Jurassic Sauropod Giraffatitan brancai: Digital Reconstruction of Its Epaxial and Hypaxial Musculature, and Implications for Tail Biomechanics / Verónica Díez Díaz, Oliver E. Demuth, Daniela Schwarz, Heinrich Mallison, 2020 / Frontiers in Earth Science, 29 May 2020, https://doi.org/10.3389/feart.2020.00160 /PDF
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Bildlizenzen
Größenvergleich © Dinodata.de:
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Skelett & Schädel des Giraffatitan © Uwe Jelting:
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Schwanzwirbel & Muskulatur © Díez Díaz et al.:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
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Grafiken und Illustrationen von James Kuether