Virchow, 1919
Klassifizierung: Dryosauridae
Fortbewegung: biped
Ernährung: herbivor
Bedeutung des Namen: uneinholbare Echse
Die Fossilien dieses Ornithopoden stammen aus Tendaguru in Tansania. Leider gingen einige Fossilien im zweiten Weltkrieg verloren. Dysalotosaurus wurde eine Zeitlang von den Paläontologen als Synonym von Dryosaurus betrachtet. Im Jahr 2011 entdeckten die Paläontologen Florian Witzmann, Oliver Hampe und ihr Team, dass in einigen Knochen des Dysalotosaurus Missbildungen vorhanden sind, die wahrscheinlich durch eine virale Infektionen verursacht wurden. Dieser Befund ist zur Zeit der älteste Beweis für ein solches Krankheitsbild.
Die Forscher Gabriela Sobral, Christy Hipsley und Johannes Müller untersuchten im Jahr 2012 unter zu Hilfenahme der Computertomographie den Schädel des Dysalotosaurus. Dieser sogenannte CT-Scan ermöglicht es, selbst versteinerte Schädel mit Röntgenstrahlen zu untersuchen und so den Schädel mitsamt seines Inneren in dreidimensionaler Form darzustellen. Bei dieser Untersuchung stellten die Forscher fest, dass das Innenohr des Dysalotosaurus eine Kombination aus ursprünglichen und modernen anatomischen Merkmalen besaß. Sie entdeckten, dass die Seitenwand der Hirnkapsel zwei statt nur eine Öffnung besaß. Dies ist in der Regel mit einer verbesserten Hörfähigkeit verbunden. Die Schnecke des Innenohrs ist jedoch relativ kurz, dies deutet auf eine mangelnde Fähigkeit zur Unterscheidung von hohen und niedrigen Tönen hin.
Die Tendaguru-Schichten umfassen drei Teilbereiche eines randlich marinen Sedimentationsraumes, die wie folgt gekennzeichnet werden kann:
1. Lagunen-artige, marine Flachwasserbereiche, die oberhalb der Schönwetter-Wellenbasis lagen und unter deutlichem Einfluß von Gezeiten und Stürmen standen. Sie waren vom offenen Meer durch Barrieren, wie Ooidbarren und siliziklastischen Sandbarrenkomplexen, getrennt und wiesen einen leicht schwankenden Salzgehalt auf.
2. Ausgedehnte Wattgebiete und flache Küstenebenen. Dort befanden sich niedrig-energetische, brackische Strandseen und Teiche sowie Tümpel und kleinere Flußrinnen, in denen die großen Dinosaurier eingebettet wurden. Da diese Lebensräume bestenfalls dürftig bewachsen waren, müssen die Nahrungsquellen und der eigentliche Lebensraum der riesigen Sauropoden anderswo gelegen haben. Vermutlich wurden die Wattgebiete und Flachküsten von Dinosauriern vorrangig in den Trockenzeiten aufgesucht.
3. Bewachsenes Hinterland. Die Vegetation dieses Lebensraumes kann nur indirekt aus Pflanzenresten erschlossen werden, die in die anderen Ablagerungsraume transportiert wurden. Die Vegetation wurde von einer diversen Koniferenflora dominiert, die zumindest teilweise die Nahrungsgrundlage der großen, herbivoren Sauropoden bildete. Sedimentologische und paläontologische Indikatoren sprechen für ein subtropisches bis tropisches Klima wahrend der späten Jurazeit mit einem jahreszeitlichen Wechsel von Regenfällen und ausgeprägten Trockenzeiten. In der frühen Kreidezeit deutet sich ein Wechsel zu starker humiden Bedingungen an.
Höhe: 0,8 m
Länge: 2,5 m
Gewicht: 20 kg
Holotyp: BSPG AS I 834
Fundort: Tendaguru Formation, Kindope, Tansania
Weitere Informationen
A juvenile skull of Dysalotosaurus lettowvorbecki (Ornithischia: Iguanodontia), and implications for cranial ontogeny, phylogeny, and taxonomy in ornithopod dinosaurs/ Tom R. Hübner, Oliver W. M. Rauhut, 2010 / Zoological Journal of the Linnean Society, 160 (2): 366–396
Bone Histology in Dysalotosaurus lettowvorbecki (Ornithischia: Iguanodontia) - Variation, Growth, and Implications / Tom R. Hübner, 2012 / PLoS ONE 7(1): e29958. doi:10.1371/journal.pone.0029958 /PDF
Research history, taphonomy, and age structure of a mass accumulation of the ornithopod dinosaur Dysalotosaurus lettowvorbecki from the Upper Jurassic of Tanzania / Tom R. Hübner, Christian Foth, Wolf-Dieter Heinrich, Daniela Schwarz, Robert Bussert, 2021 / Acta Palaeontologica Polonica 66 (2), 2021: 275-300 doi:https://doi.org/10.4202/app.00687.2019/PDF
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Bildlizenzen
Größenvergleich © Dinodata.de:
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Skelett des Dysalothosaurus © Uwe Jelting:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
Längsschnitte der distalen Enden der beiden Femora © T. R. Hübner:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
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Fotos und Illustrationen von Uwe Jelting