Göhlich, Chiappe, 2006
Klassifizierung: Coelurosauria
Fortbewegung: biped
Ernährung: karnivor
Bedeutung des Namen: Jäger der Juraberge
Juravenator ist einer der am besten erhaltene, fleischfressende Dinosaurier, der jemals in Europa gefunden wurde. Entdeckt wurde das Skelett von den Brüdern Hans und Klaus-Dieter Weiss. Juravenator war ein Coelurosaurier und damit ein enges Familienmitglied bislang ausnahmslos als befiedert bekannte Arten. Denn dieser Dinosaurier, dessen ungewöhnlich gut erhaltenes Fossil in einem Steinbruch bei Schamhaupten entdeckt wurde, hatte keine Federn. Zur Verwandtschaft des Juravenator gehört vermutlich der in China entdeckte Sinosauropteryx, der allerdings ein den ganzen Körper bedeckendes, primitives Federkleid besaß. Möglich ist es außerdem, dass Juravenator einen Coelurosaurier repräsentiert, der die Befiederung im Lauf der Evolution wieder verloren hat. Bei dem Fund handelt es sich um ein Jungtier, das vermutlich nach wenigen Wochen verstarb und etwa 80 Zentimeter lang war. Die Forscher leiten davon ab, dass ein erwachsenes Exemplar dieser Art eine Länge von etwas mehr als zwei Metern hatte.
Der Kopf weist am Rand des Oberkiefers eine Besonderheit auf: Dort ist eine kleine Einkerbung zu sehen, die in dieser Form noch von keinem anderen Dinosaurier bekannt ist und damit ein charakteristisches Merkmal des Juravenator sein dürfte. Er besaß einen kräftigen Schwanz und kräftige Hinterbeine, seine Arme waren recht kurz und nicht besonders stark, die Hände waren mit drei unterschiedlich langen Krallen versehen. Die Form der Krallen und der Zähne lassen darauf schließen, dass sich Juravenator nur von Fleisch ernährte. Seine Beute bestand vermutlich aus kleinen Echsen und Insekten.
Bei Juravenator ist kein Hinweis auf eine Befiederung erhalten. Hätte Juravenator Federn gehabt, wären diese also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Abdruck im Gestein sichtbar gewesen. Juravenator besaß im Schwanzbereich eine schuppige Reptilienhaut. Eine Befiederung an anderen Körperteilen kann zwar nicht ausgeschlossen werden, ist mit Blick auf verwandte Spezies wie Sinosauropteryx aber unwahrscheinlich.
Nach Ansicht der Wissenschaftler wäre es auch denkbar, dass die Befiederung saisonal bedingt war. Demnach könnte Juravenator nach einer Mauser gestorben sein. Doch selbst in diesem Fall hätte die Haut Follikel zeigen müssen, in denen Federn verankert waren. Es ist zur Zeit kein fossiles oder lebendes Tier bekannt, bei dem es Federn und Schuppen an der gleichen Körperstelle vorhanden waren bzw. sind. Möglicherweise repräsentiert Juravenator einen Coelurosaurier, der die Befiederung im Lauf ihrer Evolution wieder verlor.
Höhe: 25 cm
Länge: 80 cm
Gewicht: 1 kg
Holotyp: JME Sch 200
Fundort: Schamhaupten, Fränkische Alb, Landkreis Albstätt, Bayern, Deutschland
Weitere Informationen
Anatomy of Juravenator starki (Theropoda: Coelurosauria) from the Late Jurassic of Germany
Luis M. Chiappe, Ursula B. Göhlich, 2010
Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie - Abhandlungen 258 (3), pp. 257-296
A new carnivorous dinosaur from the Late Jurassic Solnhofen archipelago
Ursula B. Göhlich, Luis M. Chiappe, 2006
Nature 03/2006; 440(7082):329-331. DOI: 10.1038/nature04579
Highly incomplete taxa and the phylogenetic relationships of the theropod dinosaur Juravenator starki
Richard J. Butler, Paul Upchurch, 2007
Journal of Vertebrate Paleontology 27 (1), pp. 253–256
Juravenator starki (Reptilia, Theropoda), ein neuer Raubdinosaurier aus dem Oberjura der Südlichen Frankenalb (Süddeutschland): Skelettanatomie und Weichteilbefunde
Ursula B. Göhlich, Helmut Tischlinger, Luis M. Chiappe, 2006
Archaeopteryx. 24: 1–26
Re-evaluating Moodie's Opisthotonic-Posture Hypothesis in Fossil Vertebrates Part I: Reptiles—the taphonomy of the bipedal dinosaurs Compsognathus longipes and Juravenator starki from the Solnhofen Archipelago (Jurassic, Germany) /
Achim Reisdorf, Michael Wuttke, 2012
Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 02/2012; 92(1):119-168.
DOI: 10.1007/s12549-011-0068-y
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Bildlizenzen
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