Allosaurus fragilis
Marsh, 1877
Klassifizierung: Allosaurinae
Fortbewegung: biped
Ernährung: karnivor
Bedeutung des Namen: Andere Echse
Bekannte Arten:
Allosaurus fragilis; Marsh, 1877 (Typ)
Allosaurus europaeus; Mateus et al., 2006
Allosaurus jimmadseni; Chure, Loewen, 2020
Allosaurus war ein typischer großer Theropode, mit einem massiven Schädel auf einem kurzen Hals, einem langen Schwanz und reduzierten Vorderbeinen. Charakteristisch für ihn sind zwei kleine Höcker über den Augen. Er besaß im Verhältnis zum Tyrannosaurus recht lange Arme, an denen jeweils drei in Krallen endende Finger befanden. Muskulöse Hinterbeine trugen seinen Körper, der bis zu 9 m lang wurde. Der Schädel und Zähne von Allosaurus für einen waren Theropoden seiner Größe eher bescheiden proportioniert. In dem sehr beweglichen Kiefer, den Allosaurus sehr weit öffnen und auch seitlich ausdehnen konnte, saßen lange gebogene Sägezähne. Sein großer, aber dennoch leichter Schädel, saß auf einem s-förmig gebogenen Hals, sein schwerer Oberkörper wurde durch seinen kräftigen langen Schwanz perfekt ausbalanciert. Er jagte vermutlich Camptosaurier und gigantische Neosauropoden wie Diplodocus und Apatosaurus, vielleicht lauerte dieser mächtige Theropode seine ahnungslose Beute im Dickicht auf.
Allosaurus und Camptosaurus / © James Kuether
Allosaurus wurde auf der Grundlage des Holotypus YPM 1930 beschrieben, einer kleinen Sammlung von fragmentarischen Knochen, bestehend aus Teilen von drei Wirbeln, einem Rippenfragment, einem Zahn, einem Zehenknochen und dem Schaft des rechten Humerus (Oberarm). Othniel Charles Marsh gab im Jahr 1877 diesem Fossil den formalen Namen Allosaurus fragilis. Allosaurus lebte im Oberen Jura und ist von Funden aus dem Süden Europas und aus Nordamerika bekannt. Es gibt fossile Indizien, das Allosaurus im Rudel jagte. In einem Steinbruch in Utah wurden mehrere Fossilien dieses Dinosauriers entdeckt. Die Forscher fanden Knochen aller Größen und Altersstufen, auch von sehr jungen Tieren. Paläontologen akzeptieren Allosaurus als aktives großes Raubtier. Es gibt Beweise für Angriffen von Allosauriern auf Stegosaurus, darunter den Schwanzwirbel eines Allosaurus mit einer teilweise geheilten Stichwunde, in die eine Stegosaurier-Schwanzspitze passt. Außerdem fand man eine Stegosaurus-Knochenplatte mit einer U-förmigen Bisswunde, die gut mit einem Allosaurus-Kiefer zusammenpasst.
Skelett des Allosaurus "Big Al" © Mark Ryan
Einer der bedeutendsten Funde war 1991 der Entdeckung eines Allosaurus-Fossils, genannt "Big Al" (MOR 693), der Fund ist zu 95% vollständig. Das Tier war zu Lebzeiten etwa 8 Meter lang. MOR 693 wurde in der Nähe von Shell im US-Bundesstaat Wyoming ausgegraben, von einem Team des Museum of the Rockies und des University of Wyoming Geological Museum. Entdeckt wurde das Skelett von einem Schweizer Team, das von Kirby Siber geleitet wurde. Im Jahr 1996 entdeckte das gleiche Team ein zweites Allosaurus-Exemplare, genannt "Big Al Two", das am besten erhaltene Skelett seiner Art. Die Vollständigkeit, Erhaltung und wissenschaftliche Bedeutung dieses Skeletts gaben "Big Al" seinen Namen. Das einzelne Exemplar, ein vermutlich subadultes Tier, war von durchschnittlicher Größe und nur zu etwa 87% ausgewachsen. Der Holotyp wurde von Breithaupt im Jahr 1996 beschrieben. 19 Knochen waren gebrochen oder zeigten Anzeichen einer Infektion, die vermutlich zu "Big Al's" Tod beigetragen hat.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2013 des Paläontologen Eric Snively von der Ohio University und seinen Kollegen lässt den Schluss zu, dass Allosaurus seine Beute vermutlich mit einer schnellen, hackähnlichen Kopfbewegung schlug, ungefähr so wie ein rezenter Falke. Unter Zuhilfenahme der Anatomie der heute noch existierenden Nachfahren der Dinosaurier, den Vögeln, und von Krokodilen erstellten die Forscher im Computer ein dreidimensionales Modell. Mit der Variation verschiedener Parameter von Muskeln, Knochen, Gewebe, Hohlräumen und dem Bewegungsradius der Gelenke rekonstruierten sie verschiedene mögliche Bewegungsabläufe. Entscheidend ist Position eines Halsmuskels namens Musculus longissimus capitis superficialis. Dieser ist beim später lebenden Tyrannosaurus an der Seite des Halses bis zu einer flügelähnlichen Struktur am hinteren äußeren Ende des Schädels befestigt. Bei Allosaurus war dieser Muskel tiefer am Schädel befestigt, daher konnte er seinen Kopf tief in seine Beute hinabstoßen und ihn dann sehr schnell mit einer ruckartigen Körperbewegung herauszuziehen und so das Fleisch aus seinem Beutetier zu reißen.
Höhe: 3 m
Länge: 9 m
Gewicht: 1,4 to
Holotyp: AMNH 680
Fundort: Morrison Formation, Felch Quarry 1, Garden Park, Colorado, USA
Weitere Informationen
A computational analysis of locomotor anatomy and body mass evolution in Allosauroidea (Dinosauria: Theropoda) / Karl T. Bates, Roger B. J. Benson, Peter L. Falkingham, 2012 / Paleobiology 38(3):486-507. DOI: 10.2307/41684614
Allosaurus was predominantly a scavenger / Cameron C. Pahl, Luis A. Ruedas, 2023 / Ecological Modelling, Volume 477, March 2023, 110261
Cranial anatomy of Allosaurus jimmadseni, a new species from the lower part of the Morrison Formation (Upper Jurassic) of Western North America / Daniel J. Chure, Mark A. Loewen, 2020 / PeerJ 8:e7803 https://doi.org/10.7717/peerj.7803 /PDF
Endocranial anatomy of Allosaurus supports neural trends among non-avian theropod dinosaurs / Emily J. Lessner, Corrine Cranor, Rebecca Hunt-Foster, Casey M. Holliday, 2023 / Journal of Vertebrate Paleontology, Article: e2236161.
High frequencies of theropod bite marks provide evidence for feeding, scavenging, and possible cannibalism in a stressed Late Jurassic ecosystem/ Stephanie K. Drumheller, Julia B. McHugh, Miriam Kane, Anja Riedel, Domenic C. D’Amore, 2020 / PLoS ONE 15(5): e0233115. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0233115PDF
Histology and Geochemistry of Allosaurus (Dinosauria: Theropoda) From the Cleveland-Lloyd Dinosaur Quarry (Late Jurassic, Utah): Paleobiological Implications / Christophe Ferrante, Lionel Cavin, Torsten Vennemann, Rossana Martini, 2021 / Frontiers in Earth Science, Volume 9, https://doi.org/10.3389/feart.2021.641060PDF
How Big Was 'Big Al'? Quantifying the effect of soft tissue and osteological unknowns on mass predictions for Allosaurus (Dinosauria:Theropoda) / Karl T. Bates, Peter L. Falkingham, Brent H. Breithaupt, David Hodgetts, William I. Sellers, Phillip L. Manning, 2009 / Palaeontological Association December 2009, PE Article Number: 12.3.14A
Multibody dynamics model of head and neck function in Allosaurus (Dinosauria, Theropoda) / Eric Snively, John R. Cotton, Ryan Ridgely, Lawrence M. Witmer, 2013 / Palaeontologia Electronica, 16.2.11A, 21 January 2013
New data on small theropod dinosaurs from the Upper Jurassic Morrison Formation of Como Bluff, Wyoming, USA / Sebastian G. Dalman, 2014 / Volumina Jurassica, [S.l.], v. 12, n. 2, p. 181-196, Dec. 2014. ISSN 1731-3708
Notes on the cheek region of the Late Jurassic theropod dinosaur Allosaurus/ Serjoscha W. Evers, Christian Foth, Oliver W. M. Rauhut, 2020 / PeerJ 8:e8493 https://doi.org/10.7717/peerj.8493 /PDF
Origin attachments of the caudofemoralis longus muscle in the Jurassic dinosaur Allosaurus/ Andrea Cau, Paolo Serventi, 2017 / Acta Palaeontologica Polonica 62 (2), 2017: 273-277 /PDF
Osteology of a large allosauroid theropod from the Upper Jurassic (Tithonian) Morrison Formation of Colorado, USA / Sebastian G. Dalman, 2014 / Volumina Jurassica; Vol 12, No 2 (2014): Volume XII (2)
The large theropod fauna of the Lourinha Formation (Portugal) and its similarity to that of the Morrison Formation, with a description of a new species of Allosaurus / Mateus Octavio, Walen Aart, Antunes Miguel Telles, 2006 / New Mexico Museum of Natural History and Science. Bulletin. 36, 2006
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Bildlizenzen
Größenvergleich © Dinodata.de:
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Schädel des Allosaurus © Uwe Jelting:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
Skelett des Allosaurus "Big Al" © Mark Ryan:
Creative Commons NonCommercial-NoDerivs 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0)
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Grafiken und Illustrationen von Raul Lunia
Grafiken und Illustrationen von James Kuether