FAMILIENLISTE / Pachycephalosauria
Maryanska, Osmólska, 1974
Ornithischia Cerapoda Marginocephalia Pachycephalosauria
Die Pachycephalosauria ("Dickschädelechsen") waren meist relativ kleine Ornithischier und lebten während der späten Kreidezeit. Funde belegen, dass sie nur auf der Nordhalbkugel der Erde verbreitet waren. Sie waren allesamt Pflanzenfresser und bewegten sich biped fort. Ihr auffälligstes Merkmal ist die massive Schädelkuppe, das aus dem Stirnbein (Frontale) und dem Scheitelbein (Parietale) gebildet wurde. Darüber hinaus gibt es häufig knöcherne Noppen oder Stacheln rund um den Schädel.
Es sind von den Pachycephalosauria oft nur schlecht erhaltene Fossilien entdeckt worden, diese bestehen meistens aus Teilen des Schädels oder des Schädeldaches. Die Zähne Im vorderen Teil des Oberkiefers waren stiftähnlich und leicht gebogen, die Zähne im hinteren Teil waren recht klein und besaßen dreieckige, etwas gezackte Kronen. Der Zähne im Unterkiefer, welcher nur von wenigen Arten bekannt ist, ähnelten denen des Oberkiefers. Vollständige Schädel oder Skelette sind nur von wenigen Spezies bekannt, so dass viele Angaben über diese Gruppe auf Vermutungen basieren.

Stegoceras
© Ryan Somma

Prenocephale
© Jason Adams

Pachycephalosaurus
© Dan McKay
Die Funktion der verdickten Schädelkuppe wird stark debattiert. Es wird vermutet, dass die Tiere sich mit den Köpfen rammten wie die heutigen Bergziegen und Moschus-Ochsen. Auch wird diskutiert, dass Pachycephalosaurier ihren Kopf, Hals und Körper waagerecht in einer Linie halten konnten, um so die Wucht des Aufpralls bei Kopfstößen besser abfangen zu können. Aber in keinem bekannten Dinosaurier kann der Körper in eine solche Position gebracht werden. Stattdessen beschrieb der Hals eher eine S- oder U-förmige Kurve.
Der Forscher Hans-Dieter Sues formulierte erstmals die Vermutung, die Tiere stießen mit dem Kopf in die Flanken ihrer Artgenossen. Diese Theorie wurde von Kenneth Carpenter später damit neu begründet, da bei einigen Pachycephalosauriern die Aufprallfläche einfach zu klein war. Auch Schiebeduelle mit den Schädeln sind daher denkbar. Eine Untersuchung von Mark Goodwin und John Horner kam zu dem Ergebnis, dass die Schädel dieser Tiere mit feinen Blutgefäßen durchzogen waren und daher für Stoß- oder Schiebeduelle denkbar ungeeignet waren. Vermutlich dienten die Schädel und die Stacheln nur dem Imponieren oder der Identifikation innerhalb einer bestimmten Art.
Eric Snively und Andrew Cox kommen in einer Analyse aus dem Jahr 2008 zu dem Schluss, dass die verdickten und kuppelartig gewölbten Schädel einiger Gattungen als Hinweis für das aneinander Rammen von Köpfen oder das Stoßen mit dem Kopf in die Flanke gewertet werden kann. Die Schädeldecken konnten beträchtliche Stoßkräfte bei bestimmten Aufprall-Geschwindigkeiten aushalten, die dabei auftretenden Drücke und Spannungen wurden effizient über die rückwärtigen Teile des Schädels verteilt, bevor sie das Hirn erreichten. Größere Wölbungen des Schädels erlaubten auch größere Stoßkräfte.
4) Skelettrekonstruktion des Pachycephalosaurus © Kabacchi
Die hornigen Schädel-Bedeckungen unterschiedlicher Dicke deuten auf eine Verminderung der Kraft- und Energie-Übertragung auf den darunter liegenden Knochen hin. Dies würde demnach die Möglichkeit zu Rammstößen bei Pachycephalosauriern sowohl mit flachen wie auch mit gewölbten Schädeln zulassen, insbesondere bei geringen Aufprall-Geschwindigkeiten.
Im Jahr 2009 veröffentlichten John Horner und Mark Goodwin eine Studie über die Entwicklungsstadien des Schädels des Pachycephalosaurus. Demnach stellen die bisher als Stygimoloch und Dracorex beschriebenen Arten lediglich juvenile Formen des Pachycephalosaurus dar. Computertomografie und mikroskopische Analysen von Knochenproben ergaben ein nach Ansicht der Forscher eindeutiges Bild: Pachycephalosaurus und Stygimoloch gehören auf jeden Fall zur gleichen Art. Bei Stygimoloch mit seinem hohen, aber schmalen Schädelhöckern handelt es sich um ein subadultes Tier, quasi einen „Teenager“. Noch nicht verschmolzene Knochennähte und Wachstumsgewebe deuten auf ein noch andauerndes Wachstum hin.
Die morphologische Analyse von Dracorex ergab hingegen Indizien für ein noch jüngeres Alter. Der flache Schädel mit Knoten an der Vorderseite und kleinen Hörnchen auf der Rückseite ist verdickt, aber ohne den aufgewölbten Frontoparietalknochen. Dies bestätigt nach Meinung der Forscher, dass es sich hier um einen jungen Pachycephalosaurus handelt. Eine Studie aus dem Jahr 2010 von Nick Longrich und Kollegen unterstützte die These, dass alle flach-dickköpfigen Tiere dieser Gruppe juvenile Formen der kuppelförmig-dickköpfigen Pachycephalosaurier darstellen. Zu diesen Arten könnten auch Goyocephale gehören, Homalocephale wird als ein juveniles Exemplar des Prenocephale betrachtet.
Marginocephalia
Pachycephalosauria
-Pachycephalosauridae
-. Acrotholus
-. Alaskacephale
-. Amtocephale
-. Colepiocephale
-. Goyocephale
-. Hanssuesia
-. Homalocephale
-. Pachyceohalosaurus (Typ)
-. Prenocephale
-. Sphaerotholus
-. Stegoceras
-. Texacephale
-. Tylocephale
-. Wannanosaurus
--Pachycephalosaurinae
--. Foraminacephale
--. Platytholus
--. Sinocephale
© Erik C. Omtvedt
© Edyta Felcyn
© Davide Bonadonna
© Peterson et al.
// Peterson et al.
// Peterson et al.
Weitere Informationen
A taxonomic Review of the Pachycephalosauridae (Dinosauria: Ornithischia)/ Robert M. Sullivan, 2006 / Journal of Vertebrate Paleontology 23, pp. 181–207
A primitive pachycephalosaurid from the Cretaceous of Anhui, China, Wannanosaurus yansiensis gen. et sp. nov/ Lianhai Hou, 1977 / Vertebrata PalAsiatica, Volume 15, Nr. 3, 1977 pp. 198-202
Breathing Life Into Dinosaurs: Tackling Challenges of Soft-Tissue Restoration and Nasal Airflow in Extinct Species / Jason M. Bourke, Ruger Porter, Ryan C. Ridgely, Tyler R. Lyson, Emma R. Schachner, Phil R. Bell, Lawrence M. Witmer, 2014 / The Anatomical Record 297:2148–2186 (2014)
Cranial Ontogeny in Stegoceras validum (Dinosauria: Pachycephalosauria): A Quantitative Model of Pachycephalosaur Dome Growth and Variation / Ryan K. Schott, David C. Evans, Mark B. Goodwin, John R. Horner, Caleb Marshall Brown, Nicholas R. Longrich, 2011 / PLoS ONE 6(6): e21092. doi:10.1371/journal.pone.0021092 /
PDF
Cranial Pathologies in a Specimen of Pachycephalosaurus / Joseph E. Peterson, Christopher P. Vittore, 2012
PLoS ONE 7(4): e36227. doi:10.1371/journal.pone.0036227 /PDF
Distributions of Cranial Pathologies Provide Evidence for Head-Butting in Dome-Headed Dinosaurs (Pachycephalosauridae) / oseph E. Peterson, Collin Dischler, Nicholas R. Longrich, 2013 /
PLoS ONE 8(7): e68620. doi:10.1371/journal.pone.0068620 /PDF
Extreme Cranial Ontogeny in the Upper Cretaceous Dinosaur Pachycephalosaurus / John R. Horner, Mark B. Goodwin, 2009 / PLoS ONE 4(10): e7626. doi:10.1371/journal.pone.0007626 /
PDF
Goyocephale lattimorei gen. et sp. n., a new flat-headed Pachycephlosaur (Ornithischia, Dinosauria) from the upper Cretaceous of Mongolia / Altangerel Perle, Teresa Maryanska, Halszka Osmolska, 1982 / Acta Paleontologica Polonica, Vol. 27 1982, No. 1-4
PDF
Quantifying vascularity in the frontoparietal dome of Stegoceras validum (Dinosauria: Pachycephalosauridae) from high resolution CT scans / Jasmine A. Nirody, Mark B. Goodwin, John R. Horner, Tony L. Huynh, Matthew W. Colbert, David K. Smith, David C. Evans, 2022 / Journal of Vertebrate Paleontology, e2036991, https://doi.org/10.1080/02724634.2021.2036991
Re-evaluation of pachycephalosaurids from the Fruitland-Kirtland transition (Kirtlandian, late Campanian), San Juan Basin, New Mexico, with a description of a new species of Stegoceras and a reassessment of Texascephale langstoni/ Steven E. Jasinski, Robert M. Sullivan, 2011 / New Mexico Museum of Natural History and Science, Bulletin 53
The pachycephalosaurid Dinosaur Stegoceras validum from the upper Cretaceous Fruitland Formation, San Juan basin, New Mexico/ Robert M. Sullivan, Spencer G. Lucas, 2006 / New Mexico Museum of Natural History and Science, Bulletin 35
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Bildlizenzen
1) Schädel des Stegoceras © Ryan Somma:
Creative Commons ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)
2) Schädel des Prenocephale © Jason Adams:
Creative Commons NonCommercial-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0)
3) Schädel des Pachycephalosaurus © Dan McCay:
Creative Commons 2.0 Generic (CC BY 2.0)
4) Skelettrekonstruktion des Pachycephalosaurus © Kabacchi:
Creative Commons 2.0 Generic (CC BY 2.0)
8) Hypothetische Kopf-an-Kopf-Interaktionen zwischen Pachycephalosauriern © Peterson et al.:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
9) Hypothetische Kopf-an-Körper-Interaktionen zwischen Pachycephalosauriern © Peterson et al.:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
10) Computertomographie der Schädelkuppe des Hansseusia © Peterson et al.:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
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Grafiken und Illustrationen von Erik Christopher Omtvedt
Grafiken und Illustrationen von Davide Bonadonna
Grafiken und Illustrationen von Edyta Felcyn