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Trachodon mirabilis

Leidy, 1856

 

Klassifizierung: ~Hadrosauridae

Fortbewegung: biped / quadruped

Ernährung: herbivor

Bedeutung des Namen: grober Zahn

Dieser Dinosaurier ist nur auf der Grundlage von 7 Zähnen von Joseph Leidy im Jahr 1856 beschrieben worden. Die Identität der Trachodon blieb bis zur Entdeckung eines Hadrosaurus in New Jersey im Jahre 1858 ein Mysterium. Die Zähne, die zu dem Hadrosaurus-Skelett gehörten, ähnelten denen von Trachodon und die Paläontologen dachten damals, dass beide Funde zu einer Gattung gehören. Zahlreiche Zähne ähnlich denen des Trachodon und Hadrosaurus wurden weiterhin im amerikanischen und kanadischen Westen viele Jahrzehnte lang entdeckt und stützten die Beschreibung der beiden Gattungen. Andere Hadrosaurier-Gattungen wie Cionodon und Diclonius wurden vorgeschlagen. Da viele Funde vorlagen, wurden immer neue Gattungsnamen erarbeitet, doch der Mangel an gut verwertbaren Skelettresten sorgte für viel Verwirrung.

Schließlich wurde der erste gut erhaltene Schädel und ein Skelett eines Entenschnabelsauriers ausgegraben und von E.D.Cope als Diclonius mirabilis im Jahre 1883 beschrieben. Er verwendet Leidy's Original Artnamen, Trachodon mirabilis, gab ihm aber sein eigenes Generikum, Diclonius, die er früher für andere Hadrosaurier-Zähnen aus der Judith-River-Region gegeben hatte. Er hielt Trachodon für einen ungültigen generischen Namen, der ersetzt werden musste. Eigentlich war Cope sich bei der Prüfung des Trachodon im Zweifel, und sein Name Diclonius war ebenso zweifelhaft, doch es war sicherlich gerechtfertigt, Leidy's Gattung in dieser Weise neu zu beschreiben. Die Nomenklatur-Probleme, die durch die Umbennenung des Trachodon und der anderen fragwürdigen Hadrosauriderzahn-Gattungen entstanden, waren zu Beginn der 1900er Jahre so verstrickt, dass das Personal im American Museum of Natural History das Skelett von Cope's "Diclonius mirabilis" unmarkierte und es als "Trachodon-Skelett" deklarierten.

Von da an wurde die Gattung Trachodon als Grundlage für die gesamte entenschnäbelige Dinosaurier-Familie Trachodontidae verwendet, eben nach diesem Museums-Etikett. Im Jahr 1942 veröffentlichten Richard Swann Lull und Wright Nelda ihre Monographie über nordamerikanische Hadrosaurier. Sie überprüften alle Artennamen der aufgrund von Zähnen beschriebenen Arten, erklärten sie für ungültig und und prägten den neuen Namen Anatosaurus für die gängigsten nordamerikanischen, flachköpfigen Entenschnabel-Dinosaurier. Die Typus-Art von Anatosaurus wurde Anatosaurus annectens, basierend auf einem guten Teilskelett mit Schädel, den Cope's Rivale O.C.Marsh ursprünglich als Claosaurus annectens im Jahre 1892 beschrieben hatte. Cope's Diclonius mirabilis Skelett wurde nun von Lull & Wright als die Art Anatosaurus copei beschrieben. Dies galt für viele Jahre, bis das Tempo der Entdeckung neuer Hadrosaurider-Schädel und Skelette den Forscher Mike Brett-Surman zu der Meinung veranlassten, das Anatosaurus annectens einfach zu sehr einer anderen Hadrosaurier-Art ähnelte, Edmontosaurus regalis. Da Edmontosaurus von Lawrence Lambe wurde 1917 beschrieben wurde, hatte dieser Name Vorrang vor Anatosaurus von Lull & Wright und so sank Brett-Surman's Anatosaurus als jüngeres Synonym.

Aber Anatosaurus copei war eine andere Geschichte: Er war zu gut dokumentiert. So wurde eine neue Gattung für diese Art geprägt, Anatotitan copei. So wurde dann auch das Skelett des im American Museum of Natural History wieder umetikettiert als Anatotitan copei, was es wohl auch für einige Zeit bleiben wird. Was die ursprüngliche Trachodon-Zähne von Leidy betrifft, schlagen moderne Analysen vor, dass einige davon Hadrosauriern zuzuordnen sind und die anderen zu Ceratopsiern. Nur Jack Horner, der eine Vielzahl von Entenschnabelsaurier-Zähnen im Laufe seiner Karriere analysiert hatte, war der Meinung, dass die Art-Zähne nicht zu einem flachköpfigen Hadrosaurier, sondern einem haubenköpfigen Lambeosaurier, möglicherweise Corythosaurus, gehörten. Horner sah aber auch Ähnlichkeiten mit Prosaurolophus (einem flachköpfigen Hadrosaurier). Leider gibt es keine Möglichkeit, die Gattung des Lambeosauriers zu ermitteln, so bleibt Trachodon bis auf weiteres ein zweifelhafter Lambeosaurier oder Hadrosaurier.

Holotyp: ANSP 9260

Fundort: Judith River Formation, Montana, USA

 

Campanium (Kreide)

 

Weitere Informationen

Notice of remains of extinct reptiles and fishes, discovered by Dr. F. V. Hayden in the Bad Lands of the Judith River, Nebraska Territories Open Access / Joseph Leidy, 1856 / Proceedings of the Academy of Natural Science Philadelphia, 8, pp. 72-73

On the genus Trachodon PDF/ Charles W. Gilmore, 1915 / Science, Volume 41, Issue 1061, pp. 658-660

The systematic position of Trachodon / Charles Mortram Sternberg, 1936 / Journal of Paleontology 10(7):652-655